Ausweitung des Einsatzgebietes von Schreddern

Flexibles Schnittsystem fĂŒr das Kunststoffrecycling

Tech News

Spittal/Drau (Österreich), MĂ€rz 2021. Moderne Kunststoffe kommen auf Grund ihrer VielfĂ€ltigkeit in schier unzĂ€hligen Anwendungen zum Einsatz. Die unterschiedlichen Werkstoffe mĂŒssen beispielsweise fĂŒr Seile oder Netze besonders reißfest sein, im Falle von Paletten oder Ähnlichem großem Druck widerstehen oder fĂŒr Verkleidungsteile eine gute FormstabilitĂ€t aufweisen. Bei den zugrunde liegenden GrĂ¶ĂŸen spricht man von mechanischen Eigenschaften wie Bruchdehnung, SchlagzĂ€higkeit oder Shore-HĂ€rte. Diese Faktoren wirken sich allerdings nicht nur auf die Eignung des Polymers fĂŒr das jeweilige Einsatzgebiet oder die Lebensdauer des Endprodukts aus, sondern erfordern auch unterschiedliche Herangehensweisen, um im Sinne der Circular Economy wieder fĂŒr das Recycling zerkleinert und aufbereitet zu werden.

Auf Grund der unterschiedlichen mechanischen Eigenschaften von Kunststoffen werden Schnittsysteme von Schreddern meist gezielt fĂŒr die Verarbeitung eines speziellen Materials ausgerĂŒstet. Beispielsweise wirkt sich die Schnittgeometrie von Spitzmessern positiv bei der Zerkleinerung von Ă€ußerst zĂ€hen Materialien, wie BigBags, Seilen oder Netzen, die hohen Zugbelastungen widerstehen mĂŒssen, aus. Hier wird die durch die Antriebseinheit zur VerfĂŒgung gestellte Kraft ideal auf eine sehr kleine FlĂ€che fokussiert, wodurch solche sehr reißfesten Materialien wie mit einem Messer oder einer Schere zerschnitten werden. Im Gegensatz dazu haben sich Flachmesser in der Aufbereitung von formstabilen Kunststoffen wie Polypropylen bewĂ€hrt. Die im Vergleich zu Fasern eher dickwandigen Materialien wie Platten, Kisten oder auch ProduktionsrĂŒckstĂ€nde aus der kunststoff-verarbeitenden Industrie (Extrusion, Spritzguss etc.) lassen sich einfacher ĂŒber eine parallele Schnittkante brechen und das aggressive Einzugsverhalten der großflĂ€chig einwirkenden Messer beeinflusst den Durchsatz positiv.

Die Wahl des richtigen Schnittsystems, beziehungsweise das Zusammenspiel von Rotor-, Statormessern und Drehzahl, beeinflusst auch maßgeblich die QualitĂ€t des Korns. Hier gilt es vor allem den Anteil von feinen Partikeln im Materialstrom zu vermeiden, denn dieser Feinanteil wirkt sich negativ auf Folgeprozesse aus und kann unter anderem zu Verstopfungen in Reinigungskomponenten oder den feinen Sieben von Extrudern fĂŒhren.

Anhand der oben genannten Beispiele lĂ€sst sich erahnen, wie umfangreich diese Thematik ist. Speziell die wirtschaftliche Komponente spielt hier eine wesentliche Rolle. Oft kommt es vor, dass Auftragsfertiger neben einem Hauptmaterial wie beispielsweise Folien noch ergĂ€nzend andere, in der Produktion anfallende Materialien wie Brocken abnehmen mĂŒssen. ZusĂ€tzlich mĂŒssen hĂ€ufig mehrere unterschiedliche Altkunststoffe zur Auslastung der ProduktionskapazitĂ€ten verarbeitet werden. Setzt man jetzt fĂŒr jeden Stoffstrom einen eigenen Schredder ein, lĂ€sst sich, abhĂ€ngig von UnternehmensgrĂ¶ĂŸe und anfallenden Mengen, die Wirtschaftlichkeit nur schwer darstellen. Deshalb werden kleinere Chargen oftmals weiterverkauft, was wiederum die zu erzielende ProduktivitĂ€t senkt.

Mit diesem Problem hat man sich bei Lindner beschĂ€ftigt und die etablierte Mono-Fix-Technologie zu einem smarten System weiterentwickelt. Mono-Fix erlaubt das Wechseln von Messern und Messerhaltern durch nur eine einzige Schraube und wurde ursprĂŒnglich entwickelt, um Stillstandzeiten bei Wartungen zu minimieren. Jetzt wurde das System um mehrere Module erweitert. Zur VerfĂŒgung stehen unterschiedliche Spitz- und Flachmesser sowie Blindplatten und spezielle Gegenmesser, die am selben Rotorkörper einsetzbar sind. Durch diese Erweiterung ist es nun möglich, nicht nur das Schnittsystem verschleißbedingt komplett zu ersetzen, sondern auch unterschiedliche oder gemischte Rotorkonfigurationen einzusetzen. Besonders bei schwierigen Materialien wie massiven Brocken können durch gemischte Schnittsysteme bekannte Probleme vermieden werden, denn setzt man hier nur Spitzmesser ein, frĂ€sen sich die Messer in den Kunststoff und der Durchsatz sinkt stark ab. Kombiniert man die beiden Systeme, entsteht ein, durch das Spitzmesser prĂ€zise geschnittenes Korn und die anfallenden EinfrĂ€sungen werden von den Flachmessern freigeschnitten. Ebenso kann durch den Einsatz von speziellen FĂŒllplatten die AggressivitĂ€t der Schnitteinheit angepasst werden, um auch mit geringen Antriebsleistungen schwere Materialien bei entsprechenden DurchsĂ€tzen verarbeiten zu können. ZusĂ€tzlich zu den flexiblen Rotorkonfigurationen werden maßgeschneiderte Software-Set-Ups angeboten, mit denen relevante Parameter in Bezug auf die Maschinensteuerung und den Frequenzumformer an das jeweilige Einsatzgebiet angepasst werden.

Die schlĂŒsselfertigen Pakete können anwendungsbezogen und passend zum jeweiligen Schredder als materialspezifische Option bestellt werden. Bei der Entwicklung dieser Lösung setzte man bei Lindner vor allem auf das ĂŒber Jahrzehnte international erworbene Anwendungs-Know-how, denn schließlich funktioniert die ideale Schredder-Konfiguration fĂŒr PP-/PA-Leinen in Chile auch wunderbar an den KĂŒsten Norwegens.

Schwierige Materialien wie massive Brocken können durch eine gemischte Rotorkonfiguration problemlos verarbeitet werden.

Messer und Messerhalter des Lindner Mono-Fix-Systems lassen sich frei am Rotor positionieren und mit nur einer Schraube wechseln.