âWir sind durchgĂ€ngig zufrieden.â Im Interview erzĂ€hlt Joachim Wunsch, der als Operational Excellence Manager bei ALBA Nordbaden alle HĂ€nde voll zu tun hat, wie der Polaris 2800 Einwellenzerkleinerer von Lindner-Recyclingtech zum HerzstĂŒck der neuen Ersatzbrennstoff-Produktionsanlage des Unternehmens in Karlsruhe wurde.
Entscheidende Punkte hier: VerfĂŒgbarkeit, Durchsatzleistung und KorngröĂe. Dabei war es die Leistungsdemonstration des österreichischen Maschinenherstellers vor Ort, die den zertifizierten Entsorgungsdienstleister mit 230 Mitarbeitern ĂŒberzeugte und den Zuschlag gab. GemÀà dem Anforderungsprofil der ALBA Group-Tochter in der Projektausschreibung sollte der benötigte Zerkleinerer in der Lage sein, 20 Tonnen Inputmaterial pro Stunde zu verarbeiten. TatsĂ€chlich ĂŒbertraf der Polaris 2800 die Anforderungen um ĂŒber 15 Prozent â mehr als 23 Tonnen. GegenĂŒber Mitbewerbern im Rennen hatte Lindner einfach die beste Performance. Innerhalb von drei Tagen wurde das sehr stabil laufende System in die neue EBS-Anlage von ALBA Nordbaden integriert.
Herr Wunsch, am 11. April 2017 wurde die neue Ersatzbrennstoffanlage von ALBA Nordbaden in Karlsruhe eröffnet. GeschĂ€ftsfĂŒhrer Robert Kassel konnte zahlreiche ReprĂ€sentanten aus Politik, Wirtschaft und Industrie bei dem Festakt im Werk II begrĂŒĂen. AnschlieĂend wurde die EBS-Anlage in Betrieb gezeigt. Wie haben Sie diesen Nachmittag â vor allem in Bezug auf die TechnikvorfĂŒhrung â erlebt?
Joachim Wunsch: FĂŒr mich war es eine groĂe Freude und BestĂ€tigung, dass so viele GĂ€ste unserer Einladung gefolgt sind â allen voran der stellvertretende MinisterprĂ€sident von Baden-WĂŒrttemberg, Thomas Strobl, und der BĂŒrgermeister von Karlsruhe, Klaus Stapf. Wenn man so lange an einem Projekt gearbeitet hat, ist man schon stolz, wenn man es vorfĂŒhren kann und dann alles reibungslos funktioniert.
Die neue EBS-Anlage wurde in gerademal vier Monaten errichtet. Was war der Anlass fĂŒr das Projekt und wie gestaltete sich die Umsetzung?
J.W.: Unsere bisherige Anlage war in die Jahre gekommen, also technisch nicht mehr auf dem neuesten Stand. Und das Inkrafttreten der neuen Gewerbeabfallverordnung stand in diesem Jahr bevor. Daher haben wir uns entschieden, eine neue Anlage zu errichten, die auch bereits den Vorgaben der neuen Gewerbeabfallverordnung entspricht. Dass wir den Bau so schnell durchziehen konnten, verdanken wir dem Engagement aller Projektbeteiligten.
Worin unterscheidet sich das Anlagenkonzept von Àlteren Bestands- und auch anderen Lösungen im Markt und Wettbewerb?
J.W.: Die neue Anlage ermöglicht erstmals eine einstufige Zerkleinerung des Abfalls bis zu einer GröĂe kleiner als 80 Millimeter. Mittels eines vollautomatischen Prozesses mit Ăberbandmagneten und Nah-Infrarot-Technik werden verwertbare Materialien wie Kunststoffe, eisenhaltige und Nichteisen-Metalle aus dem Stoffstrom entfernt. Chlorhaltige Bestandteile werden ebenfalls wĂ€hrend des Sortierprozesses ausgeschleust. Das Ergebnis sind qualitativ hochwertige Ersatzbrennstoffe.
Wird die Anlage im Schichtbetrieb (rund um die Uhr/die ganze Woche ĂŒber) gefahren? Wie viele Mitarbeiter fĂŒr welche Aufgaben sind dafĂŒr notwendig?
J.W.: Aktuell betreiben wir die Anlage mit drei bis vier Mitarbeitern an zehn Stunden pro Tag. Die Ausweitung auf einen Schichtbetrieb haben wir im Blick, diese hÀngt im Weiteren von den Kontingenten im Output ab.
Die Anlage kann im Jahr bis zu 40.000 Tonnen AbfÀlle verarbeiten (Input-Menge). Woher beziehen Sie das Material zur EBS-Aufbereitung, welcher Art sind die AbfÀlle und wie setzen sie sich zusammen?
J.W.: Mit der neuen Anlage verarbeiten wir vor allem gemischte Bau- und GewerbeabfĂ€lle. Das Material stammt aus dem GroĂraum Baden und kommt aus Gewerbe und Industrie, aus AbbrĂŒchen oder auch von kleinen Handwerksbetrieben. Die Ersatzbrennstoffe, die wir aus diesen AbfĂ€llen herstellen, kommen wiederum in Kraft- und Zementwerken als Ersatz fĂŒr fossile EnergietrĂ€ger zum Einsatz. JĂ€hrlich können wir so rund 33.000 Tonnen Ersatzbrennstoffe produzieren, deren Energieleistung einem jĂ€hrlichen Stromverbrauch von ĂŒber 41.000 Zwei-Personen-Haushalten entspricht.
Welche kalorischen Eigenschaften hat das Endprodukt und wer sind die Abnehmer?
J.W.: Wir produzieren Material im mittelkalorischen Bereich mit einem Energiegehalt von 17 bis 18 Megajoule. Zum Einsatz kommen die Ersatzbrennstoffe in Kraft- und Zementwerken in der Region.
Was geschieht mit den im Prozess separierten und ausgeschleusten Stör-, Fremd- sowie nicht verwertbaren Reststoffen?
J. W.: Verwertbare Materialien, wie Metall, gehen ins stoffliche Recycling, nicht verwertbare Stoffe in die energetische Verwertung.
Kommen wir auf Lindner-Recyclingtech zu sprechen: In der neuen EBS-Anlage wird ein Polaris 2800 Zerkleinerer des österreichischen Herstellers eingesetzt. Wie sind Sie auf Lindner aufmerksam geworden und weshalb haben Sie sich gerade fĂŒr diesen Maschinentyp entschieden?
J. W.: Die Firma Lindner konnte uns durch eine VorfĂŒhrung ihres Shredders live bei uns in Karlsruhe vor Ort ĂŒberzeugen, dass das GerĂ€t mit unseren AbfĂ€llen das gewĂŒnschte Ergebnis hinsichtlich der GröĂe (kleiner als 80 Millimeter) und des gewĂŒnschten Durchsatzes bringt.
Welche Anforderungen bei der Auftragsvergabe wurden an Lindner gestellt?
J. W.: Hier waren drei wesentliche Punkte fĂŒr uns von Bedeutung, die Lindner insgesamt erfĂŒllen konnte: VerfĂŒgbarkeit, Durchsatzleistung und KorngröĂe.
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Polaris 2800 in puncto Zerkleinerungs- und Durchsatzleistung, KapazitĂ€t, Effizienz, ZuverlĂ€ssigkeit, Bedienbarkeit, Energieverbrauch, Wartung, VerschleiĂ, Störfall-Behebung, technischer Support und Service etc. bereits gemacht?
J. W.: Wir verfĂŒgen zwar erst ĂŒber einen recht kurzen Erfahrungszeitraum, sind aber durchgĂ€ngig zufrieden, insbesondere hinsichtlich des niedrigen Energieverbrauchs und der Zerkleinerungs- sowie Durchsatzleistung. Auch in Bezug auf Bedienbarkeit, Störfall-Behebung und technischen Support wurden unsere Erwartungen bestens erfĂŒllt.
Das Inputmaterial wird auf eine GröĂe kleiner als 80 Millimeter zerkleinert. Wie reagiert die Maschine auf mögliche grobe Stör- und Fremdstoffe im Durchsatz?
J. W.: Ăber eine Störstoffklappe können Stör- und Fremdstoffe relativ schnell entnommen werden. Diese Entnahme nimmt maximal fĂŒnf Minuten in Anspruch und fĂ€llt so in den meisten FĂ€llen nicht ins Gewicht, sodass man sofort weiterarbeiten kann.
Gab es schon einen Messer- oder anderen Ersatzteil-Austausch und können Sie und Ihre Mitarbeiter die Wartung der Maschine grundsĂ€tzlich selber durchfĂŒhren?
J. W.: Messerwechsel fĂŒhren wir grundsĂ€tzlich selbst durch. Die Messer des Gegenkamms werden von uns auf einem zweiten Schlittensatz vormontiert und können so schnell getauscht werden. Die anderen Messer können drei bis vier Mal verwendet werden, bevor wir sie tauschen.
AbschlieĂend noch eine Frage zur EBS-Marktentwicklung. Das Vereinigte Königreich ist hier ein fĂŒhrender Export-Player und liefert viele AbfĂ€lle zur energetischen Verwertung nach Deutschland und Kontinentaleuropa. Wie wird sich Ihrer Meinung nach der EU-Austritt GroĂbritanniens auf das GeschĂ€ft mit Ersatzbrennstoffen auswirken?
J. W.: Der Austritt GroĂbritanniens aus der EU muss erst einmal vollzogen werden und dann mĂŒssen wir abwarten, welche tatsĂ€chlichen Auswirkungen dieser Brexit haben wird. Zum gegenwĂ€rtigen Zeitpunkt ist da noch alles offen.
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